13. Januar 1999
Seminar Persönlichkeitspsychologie
Referenten: Valentin Wagner und Tobias Elze
Carl Rogers
(1902 - 1987)
I. Biographie
* 8. Januar 1902 in Oak Park, Illinois
Begann Studium der Agrarwissenschaft, wechselte aber nach zwei Jahren zur Theologie
Nach Erfahrungen aus Orientreise 1922: Zweifel an religiösen Zwängen à verläßt theologisches Seminar
Arbeit in Erziehungsberatung, Ausbildung zum klinischen Psychologen
1962 Mitgründer der American Association of Humanistic Psychology (u. a. mit Charlotte Bühler, K. Goldstein und A. Maslow)
Tod 1987 in New York
II. Der Weg zur Theorie: Rogers' Menschenbild und die Humanistische Psychologie
Humanistische Psychologie: knüpft an Humanismus-Bewegung der Renaissance an
Versuch der Verbindung Freuds mit dem Behaviorismus
"Es ist meine Erfahrung gewesen, daß Menschen eine im Grunde positive Entwicklungsrichtung haben."
" [...] je mehr ein Individuum verstanden und akzeptiert wird, desto besser ist es in der Lage, die falschen Fassaden fallen zu lassen, denen es im Leben begegnet [...]"
III. Die Persönlichkeitstheorie
Grundlage: um Verhalten einer Person zu verstehen, muß man ihre kognitive Repräsentanz der Umwelt kennen, also die Art und Weise, wie sie Ereignisse erlebt
1. Struktur
- Schlüsselstruktur: Selbst (Selbstkonzept) (1947)
- Selbst = "organisiertes Wahrnehmungsmuster, das die Teile des Wahrnehmungsfeldes enthält, die vom Individuum als ‚selbst‘, ‚mein‘ oder ‚ich‘ bezeichnet werden." (Pervin, S. 198)
- Ideal-Selbst: Selbst-Konzept, welches das Individuum gern besitzen würde; beinhaltet Bedeutungen, die vom Individuum hoch bewertet werden
- Messung des Selbst-Konzepts: in frühen Forschungsarbeiten Auswertung von Tonbändern; später Q-Technik (Stephenson 1953) oder semantisches Differential (Osgood, Suci & Tannenbaum 1957)
- Zusätzlich Einschätzung des Ideal-Selbsts
2. Prozeß
- Selbstverwirklichung (zentraler Terminus der Humanistischen Psychologie)
- Individuen haben Tendenz zu "Selbst-Konsistenz" (Lecky 1945) (Konsistenz zwischen den Selbstwahrnehmungen) und "Kongruenz" (zwischen Selbstwahrnehmungen und Erfahrungen)
à Inkongruenz: Diskrepanz zwischen wahrgenommenem Selbst und aktueller Erfahrung; dabei: Angst
Abwehr von Inkongruenz: durch Verzerrung oder Verleugnung der Erfahrung
Verzerrung: Erfahrung kommt in einer kongruenten Form ins Bewußtsein (Selbstbild: schlechter Student; nach bestandener Prüfung: "Professor ist Trottel")
Verleugnung: Erfahrung gänzlich ausgeblendet
3. Entwicklung durch Selbstverwirklichung
- Grundsätzlicher Glaube an die Wachstumskräfte in jedem Individuum
à keine explizite Entwicklungstheorie
Für Entwicklung von zentraler Bedeutung: positive Anerkennung des Kindes; muß von Eltern bedingungslos gegeben werden
Wichtigster Entwicklungsaspekt: ob sich Kind im Zustand der Kongruenz entfalten kann
Literatur:
Rogers, Carl R.: Entwicklung der Persönlichkeit, Stuttgart 1998 (u. ö.)
Pervin, Lawrence: Persönlichkeitstheorien, München 1993
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